Kreditkrise und Geldverknappung
Es gibt Zeiten, in denen es einfacher ist, an Finanzierungen zu kommen, als in anderen. Dies kann verschiedene Gründe haben. Meist denkt man dabei an die Geldmengenpolitik der Notenbanken. Wird das Leitzinsniveau von den Zentralbanken erhöht, so steigen auch die Zinsen der Banken bei der Vergabe von Krediten. Erhöhte Zinsen führen ganz allgemein zu einer reduzierten Nachfrage bei Krediten. Zudem sinkt bei höherem Zinsniveau auch die Bereitschaft der Banken, Kredite zu vergeben, da die Leitbarkeit von Krediten für Kreditnehmer sinkt. Erhöhte Zinsen belasten das Geldbörserl. Dadurch ist weniger Geld für Investitionen aller Art im Umlauf, was das Wirtschaftswachstum bremst.
Das Ziel der Notenbanken – Eindämmung der Inflation
Seit der großen Depression in den 1930er Jahren, die durch den Börsencrash von 1929 ausgelöst wurde, verfolgen die Notenbanken weltweit das Ziel, die Inflation einzudämmen. Dabei gibt es bestimmte Ziele, die angestrebt werden. Die Europäische Zentralbank (EZB) verfolgt das Ziel, dass die Inflation nicht mehr als 2 Prozent pro Jahr betragen soll. Sieht man seitens der Notenbanken das Risiko, dass die Inflation außer Kontrolle gerät und damit großer Schaden für die Wirtschaft besteht, so werden die Zinsen angehoben. Diese Verknappung der Liquidität ist also gewollt. Man nimmt ein kleineres Übel in Kauf, um ein Größeres zu verhindern. Aus diesem Grund – also um die Inflation zu bekämpfen – wurde in den Jahren 2022 und 2023 der Leitzinssatz von der EZB insgesamt zehnmal erhöht.
Die Finanzkrise von 2008 und 2009
Doch nicht nur eine steigende Inflation kann zu einer Verknappung der Liquidität führen. Die Kredit-Krise, die Ende 2008 begann, veranschaulicht dies. Riskante Spekulationsgeschäfte von Banken am Immobilienmarkt und der Kollaps von Immobilienwertpapieren (Ramschpapieren) führten zur Kredit- und Finanzkrise. Die eigentliche Ursache war, dass Banken leichtfertig Kredite an Personen vergaben, die sich diese Kredite nicht leisten konnten. Ein Abschwung bei den Immobilienpreisen führte dazu, dass sich der Kreis nicht mehr weiter drehen konnte. Fälligstellungen von Krediten folgten. Dies führte in weiterer Folge dazu, dass es ab diesem Zeitpunkt für Konsumenten und Firmen schwierig war, Kredite zu bekommen. Was vorher einfach war, wurde nun schwierig. Keine Kreditart, also beispielsweise ein Sofortkredit, ein Hypothekarkredit oder ein Barkredit, war ausgenommen.
Die KIM Verordnung – Eine Maßnahme gegen die Immobilieninflation
Anzeichen für eine Inflation und andere Faktoren führten in Österreich seit 2014 zudem zu einer Kapitalflucht in das sogenannte Betongold, also in Immobilien. Niedrige Zinsen begünstigten den Trend. Die Preise stiegen dementsprechend an, und immer weniger Wohnraum wurde leistbar. Die mangelnde Leistbarkeit von Wohnraum für einen Großteil der Bevölkerung ist die Folge. Die Finanzmarktaufsicht versuchte die Immobilienspekulation durch die sogenannte KIM Verordnung (Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung) zu bremsen. Im Jahr 2023 wurden daraufhin allgemein Preisrückgänge verzeichnet.